Die Corona-Pandemie: Was passiert mit den Rechten von Menschen mit Behinderungen?

Was steht in diesem Text?

Im Moment leben alle Menschen auf der Welt
mit dem Corona-Virus. Das macht Menschen krank.
Für Menschen mit Behinderungen ist diese Zeit
besonders schwer. Sie gehören oft zur Risiko-Gruppe.
Das heißt:
Die Gefahr ist größer für sie.
Und die Krankheits-Zeichen sind bei ihnen oft stärker.
Und es gibt Barrieren im Kranken-Haus und in Arzt-Praxen.

Auch der Alltag von Menschen mit Behinderungen
verändert sich stark durch das Corona-Virus.
Zum Beispiel:
Viele Menschen mit Behinderungen leben in Wohn-Heimen.
Dort durften sie lange Zeit keinen Besuch bekommen.

Deutschland hat im Jahr 2009 die
UN-Behinderten-Rechts-Konvention unterschrieben.

Das bedeutet:
Auch in der Zeit der Corona-Pandemie sind
die Rechte von Menschen mit Behinderungen wichtig.
Sie müssen geachtet werden.
Denn alle Menschen haben das gleiche Recht auf Schutz.
Und dieser Schutz muss inklusiv sein.

Schutz-Masken und Corona-Tests

Die Regierung von Deutschland hat schnell auf die Gefahr durch Corona reagiert.
Alle Menschen sollten so gut wie möglich gegen das Virus geschützt werden.
Aber:
Menschen mit Behinderungen wurden dabei oft vergessen.

Schutz-Masken helfen gegen das Corona-Virus.
Damit sich die Menschen nicht gegenseitig anstecken.
Darum muss man die Schutz-Masken
an vielen Orten tragen.
Die Regierung hat am Anfang der Pandemie
sehr gute Masken organisiert.
Die heißen FFP2-Masken.
Sie wurden dann an vielen Orten verteilt.

Darum gab es an vielen Orten schnell FFP2-Masken.
Zum Beispiel in Alten-Heimen.
In Pflege-Heimen.
Bei Pflege-Diensten.
Aber nicht in Wohn-Heimen für
Menschen mit Behinderungen.

An vielen Orten mussten Menschen regelmäßig
einen Corona-Test machen.
Damit sie niemanden mit dem Corona-Virus anstecken.
Die Tests dafür bekamen die Alten-Heime und
Pflege-Heime von der deutschen Regierung.
In Wohn-Heimen für Menschen mit Behinderungen
ist das erst später passiert.

Eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen
wurde beim Schutz vor Corona ganz vergessen:
Menschen mit Behinderungen,
die nicht in einem Wohn-Heim leben.
Sie leben in einer eigenen Wohnung.
Oder in einer Wohn-Gemeinschaft.
Auch dort leben manche Menschen mit Behinderungen mit Assistenz.
Aber:
Für die Assistenzen gab es keine Schutz-Masken
von der deutschen Regierung.
Und keine Corona-Tests.
Lange Zeit war nicht klar:
Wer muss für die Schutz-Masken und die Corona-Tests bezahlen?
Muss der Mensch mit Behinderungen es selbst bezahlen?

Viele Menschen mit Behinderungen berichten:
Am Anfang der Corona-Zeit waren sie sehr unsicher.
Sie fühlten sich nicht gut geschützt.
Sie haben keine anderen Menschen getroffen.
Damit sie sich nicht anstecken können.


Seit einigen Wochen werden wieder viele Menschen
durch Corona krank.
Viele Menschen mit Behinderungen sind wieder unsicher.
Auch wenn sie geimpft sind.

Impfungen

Seit einiger Zeit können sich alle Menschen gegen das Corona-Virus impfen lassen.
Wenn sie es wollen.
Am Anfang wurde streng kontrolliert:
Welche Menschen werden in Deutschland
in welcher Reihenfolge geimpft?
Für die Impf-Reihenfolge war zum Beispiel wichtig:
− Wie alt ist ein Mensch?
− Wo wohnt ein Mensch?
− Gehört der Mensch zur Risiko-Gruppe?

Am Anfang war es für viele Menschen mit Behinderungen schwierig, schnell geimpft zu werden.
Zum Beispiel:
Manche Menschen mit Behinderungen leben
in Wohn-Heimen.
Diese Menschen konnten schnell geimpft werden.


Manche Menschen mit Behinderungen leben
in einer eigenen Wohnung.
Oder in einer Wohn-Gemeinschaft.
Diese Menschen konnten nicht so schnell geimpft werden.
Sie standen zuerst nicht auf der Liste
mit der Impf-Reihenfolge.

Ältere Menschen mit Behinderungen standen ganz vorne in der Liste mit der Impf-Reihenfolge.
Genauso wie alte Menschen ohne Behinderungen.
Menschen über 80 Jahre.

Menschen mit Down-Syndrom gehören auch
zur Risiko-Gruppe.
Sie standen erst an zweiter Stelle auf der Liste
mit der Impf-Reihenfolge.
Obwohl das Corona-Virus für sie sehr gefährlich ist.
Die Krankheits-Zeichen sind bei ihnen oft besonders stark.


Seit Juni 2021 können sich alle Menschen impfen lassen.
Egal, wie alt sie sind.
Egal, wo sie leben.
Egal, ob sie zur Risiko-Gruppe gehören oder nicht.

Aber die Regierung von Deutschland muss darauf achten:
Können Menschen aus der Risiko-Gruppe auch in Zukunft schnell geimpft werden?
Die Menschen aus der Risiko-Gruppe müssen auch
bei der zweiten und dritten Impfung
schnell geimpft werden.

Einsamkeit in Wohn-Heimen

Alle Menschen hatten in der Corona-Zeit weniger Kontakte mit anderen Menschen.
Damit sich weniger Menschen gegenseitig
mit dem Corona-Virus anstecken.


Die Politiker und Politikerinnen sagten:
Alle Menschen müssen so gut wie möglich
geschützt werden in der Zeit der Corona-Pandemie.
Darum muss es in dieser Zeit besondere Regeln geben.


Die Politiker und Politikerinnen sagten aber auch:
Wir alle brauchen andere Menschen.
Niemand kann ganz ohne Kontakt
zu anderen Menschen leben.

Aber:
Viele Menschen mit Behinderungen konnten darüber
in der Corona-Zeit nicht frei entscheiden.
Vor allem Menschen in Wohn-Heimen:
Sie durften lange keinen Besuch bekommen.
Und sie durften die Wohn-Heime lange nicht verlassen.


Selbst-Vertreter und Selbst-Vertreterinnen berichten:
In manchen Wohn-Heimen wurden Menschen
mit Behinderungen in ihren Zimmern eingeschlossen.
Oder sie wurden sogar mit Medikamenten ruhig-gestellt.

Vielen Menschen mit Behinderungen ging es sehr schlecht in dieser Zeit.
Sie waren in ihren Rechten stark eingeschränkt.
Sie konnten nicht frei entscheiden.
Ihr Leben wurde sehr stark von anderen kontrolliert.


Selbst-Vertreter und Selbst-Vertreterinnen berichten:
Viele Grund-Rechte von Menschen mit Behinderungen wurden in dieser Zeit verletzt.
Sie wurden eingesperrt.
Sie haben Zwang erlebt.

Das zeigt:
Wohn-Heime sind keine Schutz-Räume
für Menschen mit Behinderungen.
Im Gegenteil.
Ihre Rechte werden dort oft verletzt.

Zugang zu Intensiv-Medizin

Das Wort Triage bedeutet:
Es gibt im Kranken-Haus nicht genug Betten
auf der Intensiv-Station.
Oder:
Es gibt nicht genug Plätze an einer Beatmungs-Maschine.
Die Ärzte und Ärztinnen können nicht allen Kranken gleichzeitig helfen.
Dann müssen die Ärzte und Ärztinnen entscheiden:
− Wem helfen wir zuerst?
− Wem helfen wir danach?
− Wem können wir gar nicht mehr helfen?

In solchen Situationen haben
Menschen mit Behinderungen
ein besonders hohes Risiko.
Ärzte und Ärztinnen denken oft:
Menschen mit Behinderungen haben im Notfall schlechtere Chancen zu überleben.
Darum haben sie in einer Triage schlechtere Chancen
als Menschen ohne Behinderungen.


Zum Beispiel:
Sie haben schlechtere Chancen auf einen Platz
an einer Beatmungs-Maschine.


Der Bundes-Verband Caritas Behinderten-Hilfe und Psychiatrie berichtet: Viele Menschen mit Behinderungen wurden mit Corona gar nicht ins Kranken-Haus gebracht.
Sie sind an Corona gestorben.
Aber nicht auf der Intensiv-Station.
Sondern zu Hause in der eigenen Wohnung.
Oder im Wohn-Heim.
Sie hatten nicht dieselben Chancen auf eine Behandlung wie Menschen ohne Behinderungen.

Für solche Situationen brauchen wir Gesetze.
Damit Menschen mit Behinderungen
keine Nachteile haben.
9 Personen haben sich darüber beim höchsten Gericht
in Deutschland beschwert.

Zu wenig Mit-Bestimmung

Menschen mit Behinderungen hatten zu wenig
Mit-Bestimmungs-Möglichkeiten in der Corona-Zeit.
Sie konnten nicht mit-entscheiden.

In der Politik mussten viele Dinge in der Corona-Zeit schnell entschieden werden.
Es gab neue Gesetze.
Und viele neue Regeln.

Illustration einer Sitzung an der acht Personen teilnehmen. Sie sitzen gemeinsam um einen Tisch herum auf dem Dokumente liegen. Eine Person sitzt im Rollstuhl, eine weitere trägt ein Hörgerät, eine weitere eine Blindenarmbinde.
© Inga Kramer, www.ingakramer.de

Menschen mit Behinderungen wurden dazu meistens
nicht befragt.
Sie konnten nicht sagen:
Wie denken sie über diese Regeln und Gesetze?

Empfehlungen

In der Corona-Zeit gibt es viele neue Probleme.
Auch beim Thema Menschen-Rechte.
Dadurch sind viele Menschen mit Behinderungen
in Not-Situationen.


Darum gibt die Monitoring-Stelle
UN-Behindertenrechts-Konvention diese Empfehlungen:
1. Politik in der Zeit einer Pandemie muss inklusiv sein.
Menschen mit Behinderungen müssen dabei berücksichtigt werden.
Wie sie leben.
Wo sie leben.
Und was sie brauchen.
Auch in Not-Situationen.
Menschen mit Behinderungen brauchen in einer Pandemie besonderen Schutz.
Sie müssen bei allen Entscheidungen mit-gedacht werden.

2. Menschen mit Behinderungen müssen auch über neue Regeln und Gesetze in einer Pandemie mit-entscheiden.
Sie müssen dazu befragt werden.
Das bedeutet:
Die Befragung und alle Informationen dazu müssen barrierefrei sein.

3. In der Corona-Pandemie wurden an vielen Orten
die Rechte von Menschen mit Behinderungen verletzt.
Das muss genau aufgeklärt werden.
Damit das in der nächsten Krise nicht noch mal passiert.
Auch hierzu müssen Menschen mit Behinderungen
befragt werden.
Von einer inklusiven Kommission.

4. Alle Menschen brauchen
eine gute Gesundheits-Versorgung.
Auch Menschen mit Behinderungen.
Das bedeutet:
Die Gesundheits-Versorgung in Deutschland
muss inklusiv werden.
Das ist an vielen Stellen noch nicht so.
Alle Menschen mit Behinderungen müssen
eine gute Gesundheits-Versorgung haben.
Egal, wo sie leben.
Sie dürfen nicht benachteiligt werden.
Und sie brauchen Barriere-Freiheit
in der Gesundheits-Versorgung.

Schwierige Wörter

Barriere-Freiheit
Barriere-Freiheit heißt:
Es gibt keine Hindernisse.
Zum Beispiel:
Alle Menschen kommen in ein Haus.
Auch Menschen mit Rollstuhl.
Weil es eine Rampe gibt.
Oder:
Alle Menschen können die Informationen verstehen.
Weil sie in Gebärden-Sprache übersetzt werden.
Und in Leichte Sprache.
Barriere-Freiheit ist für alle Menschen gut.
Sie können alle Orte erreichen.
Und sie können alle Informationen verstehen.
Durch mehr Barriere-Freiheit gibt es mehr Teilhabe.


Corona-Pandemie
Corona-Pandemie bedeutet:
Das Corona-Virus hat sich schnell ausgebreitet.
Nicht nur in bestimmten Gebieten.
Sondern auf der ganzen Welt.
Menschen auf der ganzen Welt stecken sich
mit dem Corona-Virus an.
Dann bekommen sie die Krankheit COVID-19.


Down-Syndrom
Ein anderes Wort für das Down-Syndrom ist Trisomie 21.
Menschen ohne Down-Syndrom haben 46 Chromosomen.
Menschen mit Down-Syndrom haben 47 Chromosomen.
Sie haben das 21. Chromosom dreimal.
Man kann Menschen mit Down-Syndrom
am Aussehen erkennen.
Sie haben schräg-stehende Augen.
Oft sind sie kleiner als Menschen ohne Down-Syndrom.


Intensiv-Medizin
Intensiv-Medizin bedeutet:
Eine Person ist im Kranken-Haus.
Die Person ist sehr schwer krank.
Er oder sie könnte an der Krankheit sterben.
Darum kommt die Person auf die Intensiv-Station.
Dort bekommt die Person besonders viel Pflege.
Der Gesundheits-Zustand der Person wird
besonders streng überwacht.


Kommission
Eine Kommission ist eine Gruppe von Fach-Leuten.


Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechts-Konvention
To monitor ist ein englisches Wort.
Übersetzt heißt es beobachten oder kontrollieren.
Die Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechts-Konvention ist eine unabhängige Stelle.
Sie sorgt dafür, dass die Rechte
von Menschen mit Behinderungen beachtet werden.
Sie überwacht:
Wird die UN-Behindertenrechts-Konvention
in Deutschland eingehalten?
Die Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechts-Konvention gibt es seit dem Jahr 2009.


Selbst-Vertreter / Selbst-Vertreterinnen
Selbst-Vertreter und Selbst-Vertreterinnen sind
Menschen mit Behinderungen.
Sie setzen sich für ihre Rechte ein.
Dafür schließen sie sich mit anderen zusammen.


Triage
Triage ist ein französisches Wort.
Es heißt übersetzt: sortieren oder aussuchen.
Zum Beispiel:
Viele Menschen sind verletzt.
Oder:
Viele Menschen sind schwer krank.
Ärzte und Ärztinnen können nicht allen gleich-zeitig helfen.
Sie müssen entscheiden:
Wem helfen wir zuerst?
Wem helfen wir danach?
Und:
Wem können wir gar nicht mehr helfen?
In der Corona-Zeit bedeutet es:
Welche Menschen können an eine Beatmungs-Maschine angeschlossen werden?
Und welche nicht?
Oder:
Welche Menschen bekommen einen Platz
auf der Intensiv-Station?
Und welche nicht?
UN-Behindertenrechts-Konvention
Die UN-Behinderten-Rechts-Konvention ist ein Vertrag.
Man kann auch UN-Vertrag dazu sagen.
In dem Vertrag geht es um die Rechte
von Menschen mit Behinderungen.
Sie sollen Teil der Gesellschaft sein.
Sie sollen nicht ausgeschlossen sein.
Sie sollen bei allem mitmachen können.
Zum Beispiel: Mit allen Menschen zusammen
in die Schule gehen können.
Mit allen Menschen zusammen arbeiten können.
Mit allen Menschen zusammen ihre Freizeit verbringen.
Das Ziel ist: Ein gutes Leben für alle

Über diesen Text

Wer hat diesen Text gemacht?
Der Text ist vom
Deutschen Institut für Menschen-Rechte
Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention
Das ist die Adresse vom Institut:
Zimmerstraße 26/27
10969 Berlin
Telefon: 030 25 93 59 0
E-Mail: info@institut-fuer-menschenrechte.de
www.institut-fuer-menschenrechte.de/leichte-sprache


Jana Offergeld hat den Text in schwerer Sprache geschrieben.
Sie arbeitet beim Institut für Menschen-Rechte.

Anne Leichtfuß von der Firma Leichte Sprache simultan hat den Text in Leichte Sprache übersetzt
Fünf Prüfer und Prüferinnen haben den Text geprüft.


Die Firma A Vitamin hat den Text gestaltet.

Wer hat die Bilder gemacht?
Die Bilder sind von Inga Kramer.

Mehr Infos
Der Text ist vom Januar 2022.
Position Nummer 21 in Leichter Sprache (PDF, 761 KB).
ISSN 2509-3037 (PDF)
Den gesamten Text gibt es auch in schwerer Sprache.
Er heißt: Covid-19: Auswirkungen auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Position Nummer 21) (PDF, 149 KB)

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