Menschen stehen allein auf einer Straße und blicken geradeaus, direkt in die Kamera. Ruhig, ernst, manche von ihnen mit einem winzigen Lächeln in den Augen oder auf den Lippen. Sie sind auf Augenhöhe. Hinter jeder Person eine Stadtlandschaft, leicht unscharf. Unklar, welche Stadt, unklar, ob sie sich den jeweiligen Ort ausgesucht hat, ob sie einen Bezug zu dieser Straße, diesem Haus hat. Dieser Mensch steht einfach da, macht keine großen Gesten, wird beleuchtet ausschließlich durch natürliches Licht. Die Porträtierten stehen nicht im Innenraum eines Studios. Sie stehen mitten in der Stadt, dort, wo Menschen sich bewegen und aufeinandertreffen.
Die Berliner Fotografin Barbara Dietl hat für das Institut 20 Personen abgebildet. Die Wirkung dieser Porträtserie speist sich aus der Reduktion, aus der ruhigen Fokussierung auf die Individuen. Beim Betrachten liest man lange in den Gesichtern, beachtet Details der Kleidung, des Schmuckes, der Kopfbedeckung, von Frisur oder Bart. Insignien ihrer Berufe oder Berufungen gibt es nicht. Wir schauen nicht in ihre Wohnung. Sie interagieren mit niemandem. Ausschließlich mit der Fotografin und der Person, die das Bild betrachtet. Ob es der Fotografin und den Fotografierten gelungen ist, in diesen Abbildungen „die Würde des Menschen zu verkünden“, liegt nun im Auge der Betrachter*innen.