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„Kifik?“ - Über die Bedeutung und den Wert von Sprachen

Gebärdensprache gehört in manchen Ländern zu den anerkannten Minderheitensprachen. © iStock/Igor Alecsander

· Meldung

Um die Vielfalt von Sprachen wertzuschätzen und Mehrsprachigkeit zu fördern, hat der Europarat 2001 den Tag der Sprachen ins Leben gerufen; seitdem finden jährlich am 26. September in den Mitgliedstaaten und darüber hinaus Aktionen und Initiativen rund ums Thema Sprachenlernen statt.

Charta für Regional- oder Minderheitensprachen

Sprachen sind nicht nur faszinierend und vielfältig. Der Gebrauch einer Sprache ist häufig auch eng verknüpft mit Minderheitenrechten und dem Schutz vor Diskriminierung. Zwar benennen weder die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte noch die Europäische Menschenrechtskonvention explizit sprachliche Rechte, doch lassen sich diese über Diskriminierungsschutz und kulturelle Rechte herleiten (etwa Artikel 2 und 15 des UN-Sozialpakts und Artikel 29c der UN-Kinderrechtskonvention). Zudem verpflichtet zum Beispiel die Charta für Regional- oder Minderheitensprachen des Europarats die Mitgliedstaaten dazu, den Gebrauch von Minderheitensprachen im öffentlichen und privaten Leben zu fördern, zum Beispiel durch Programme im Bereich der Bildung und in der Verwaltung sowie in den Medien. Dabei soll insbesondere die grenzübergreifende Zusammenarbeit von Angehörigen einer Sprachgruppe gestärkt werden. In Deutschland ist die Charta seit 1999 in Kraft.

Romanes im Fortbestand gefährdet

Heutzutage muss die Mehrzahl der Sprachen Europas aktiv geschützt und gefördert werden, damit auch kommende Generationen sie erlernen und im Alltag verwenden können. Sorbisch etwa wird heute nur noch von rund vierzigtausend Menschen gesprochen; die meisten von ihnen leben in der Nieder- und Oberlausitz. Um verstärkt junge Sorb*innen dazu zu motivieren, ihre Sprache zu lernen, gibt es seit vielen Jahren ein umfassendes Digitalisierungskonzept, das unter anderem ein entsprechendes Medienangebot, Online-Lehrmittel und Übersetzungsdienste umfasst. Auch das deutsche Romanes listet die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen als geschützt auf. Für die in Deutschland lebenden Rom*nja ist Romanes neben Deutsch häufig die zweite Herkunftssprache und ein wichtiger Teil ihrer kulturellen Identität. Die Neuen deutschen Medienmacher*innen schreiben in ihrem Glossar, dass Verfolgung im Nationalsozialismus, Zwangsassimilierung in anderen Ländern und fortgesetzte Diskriminierung dazu geführt haben, dass Romanes bis heute in seinem Fortbestand gefährdet ist.

Übung sensibilisiert für Sprachenvielfalt

Auch das Bildungsmaterial „Kompass” des Deutschen Instituts für Menschenrechte thematisiert Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit. Die Übung „Kifik? How are you? Wie geht’s?” sensibilisiert Teilnehmer*innen für die Sprachen in ihrer Lerngruppe und macht deutlich, wie wichtig, aber auch wie schwierig es manchmal ist, mehrere Sprachen zu beherrschen.  كيفك, Arabisch für „Wie geht’s?“, eignet sich sowohl als „Icebreaker“-Übung und Warm-up, als auch für den Einstieg in eine tiefere Auseinandersetzung zum Thema Minderheitensprachen. So kann die Gruppe eine Organisation oder eine Vertretung einer national anerkannten Minderheit einladen, um sich über ihre Sprache und Kultur zu informieren.

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