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Menschenrechte in Deutschland: Von Lücken und Lösungsansätzen

Als Nationale Menschenrechtsinstitution Deutschlands ist es die Aufgabe des Instituts, die Verwirklichung der Menschenrechte in und durch Deutschland in den Blick zu nehmen. © DIMR/Thomas Ratjen

· Meldung

Jeder Mensch möchte in Würde leben. So unterschiedlich wir auch sind: Wir alle wollen in Sicherheit leben, unsere Fähigkeiten entfalten und unsere Meinung frei äußern können. Wir wollen gehört werden – als Kind ebenso wie als älterer Mensch. Um diese Grundbedürfnisse geht es, wenn wir von Menschenrechten sprechen.

Für viele Menschen bleiben diese Wünsche unerfüllt – auch in Deutschland. Weil sie vermeintlich zu alt oder zu jung sind, weil sie arm sind, weil sie wegen ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe oder ihrer Religion diskriminiert werden, körperlich oder seelisch beeinträchtigt sind oder ihre Meinung politisch unerwünscht ist. Doch Menschenrechte gelten für alle Menschen, weil sie Menschen sind, jederzeit und überall.

Als Nationale Menschenrechtsinstitution Deutschlands ist es die Aufgabe des Instituts, die Verwirklichung der Menschenrechte in und durch Deutschland in den Blick zu nehmen. Welche Menschenrechtsthemen das Institut im vergangenen Jahr begleitet und überprüft hat, erfahren Sie im Jahresbericht 2023.

Darin unter anderem:

  • Wer wohnungslos ist, dem fehlt mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Weil bezahlbarer Wohnraum in Deutschland knapp wird, sind immer mehr Menschen von Wohnungslosig­keit bedroht. Das Institut hat Vorschläge erarbeitet, wie das Recht auf Wohnen besser umgesetzt werden kann.
     
  • Häusliche Gewalt ist in Deutschland ein Tabuthema. Viele Betroffene erstatten keine Anzeige und schweigen aus Angst. Besonders schwierig wird es, wenn Kinder betroffen sind. Müşerref Tanrıverdi, Leiterin der Berichterstattungsstelle geschlechtsspezifische Gewalt, erläutert, wie Eltern und Kinder besser vor Gewalt geschützt werden können.
     
  • Vor 15 Jahren trat die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft. Wie steht es heute um die Rechte von Menschen mit Behinderungen? Ein Interview mit Britta Schlegel und Leander Palleit von der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention über Fortschritte, Widerstände und mehr Fantasie für inklusive Lösungen.
     
  • Sprache, Hautfarbe, Herkunft: Die Polizei schützt sensible personenbezogene Daten zu wenig. Dadurch kann es bei der Datenverarbeitung zu rassistischer Diskriminierung kommen. Wie kann dieses Risiko minimiert werden?
     
  • Unterkünfte für geflüchtete Menschen sind keine kindgerechten Orte. Dennoch verbrin­gen geflüchtete Kinder und Jugendliche viele Monate oder sogar Jahre dort. Ihre Rechte werden gravierend eingeschränkt und ihr Ankommen in Deutschland erschwert. Wie sieht der Alltag der Kinder und Jugendlichen aus, wie schätzen sie ihre Zukunftsperspektiven ein und was macht das Warten auf einen Kita- oder Schulplatz mit ihnen?
     
  • 75 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, 30 Jahre Wiener Weltmenschen­rechtskonferenz: 2023 war ein Jubiläumsjahr für Meilensteine des internationalen Menschenrechtsschutzes. Der Institutsvorstand, Beate Rudolf und Michael Windfuhr, über menschenrechtliche Erfolge, Rückschläge und die Frage, ob das Konzept der Menschenrechte noch zeitgemäß ist.

Der Jahresbericht informiert darüber hinaus über die Aufgaben des Instituts, gibt einen Überblick über Zahlen, Projekte, Veranstaltungen, Publikationen und enthält Informationen über Service-Angebote.

Zahra: „Heimat ist für mich dort, wo ich als eigenständige Persönlichkeit respektiert werde. Das ist mir besonders wichtig. In Deutschland darf ich als Frau eine eigene Meinung haben und selber die Entscheidungen treffen, wie ich leben möchte. Ich bin frei, kann mich kleiden wie ich möchte und meine Zukunft selber in die Hand nehmen. Ich bin Buchhalterin und arbeite für eine große Firma.“ © Thomas Ratjen
Thomas Ratjen: „Der Beruf des Fotografen gibt mir in wunderbarer Weise Gelegenheit, Menschen verschiedener Wesensarten, Wertvorstellungen und Kulturen zu begegnen und ihre Sicht auf die Welt und das Leben kennenzulernen. In Momenten, in denen der Funken überspringt und ein ganz besonderes Bild entsteht, empfinde ich Sinn und fühle ich mich im Leben gut ‚beheimatet‘.“ © Thomas Ratjen
Nasser: „Heimat ist für mich ein Ort, an dem ich in Frieden leben und meine Meinung frei äußern kann. Für meine neue Heimat Deutschland und die gute Entwicklung des Landes empfinde ich Verantwortung. Im Klimaschutz sehe ich unsere wichtigste Aufgabe für eine gute Zukunft, ich setze mich ehrenamtlich in der Landschaftspflege ein und pflanze Bäume.“ © Thomas Ratjen
Beatrice: „Heimat bedeutet für mich vor allem meine Familie, von der ich durch die Flucht leider getrennt bin. Gleichzeitig ist Heimat für mich aber auch jeder Ort, an dem ich in Frieden leben kann. Ich singe im Kirchenchor der Gemeinde. Da sind nette Menschen und ich liebe die Musik. Auch das ist Heimat für mich.“ © Thomas Ratjen
Karl: „Für mich sind gemeinsame Werte mit den Menschen, die mich umgeben, besonders wichtig, um mich zu Hause zu fühlen. Als Handwerker und Firmenchef im Ruhestand berate und begleite ich regelmäßig Unternehmen in Entwicklungsländern. Als ich zum ersten Mal nach Afrika kam, empfand ich im Kontakt mit den Menschen ein ganz unerwartetes Gefühl von Heimat.“ © Thomas Ratjen
Rebecca: „Heimat suche und finde ich vor allem in mir selbst, damit ich sie immer bei mir tragen kann. Im Außen fühle ich mich zu Hause, wo ich mich von Menschen, die mir wichtig sind, akzeptiert und angenommen fühle. Ich freue mich darauf, vielleicht eines Tages ähnlich dem Dorf meiner Kindheit wieder einen Ort zu meiner Heimat zu machen. An diesem Ort müsste es idealerweise eine intakte Natur, ein paar Menschen mit großem Herzen und mindestens zwei Kühe geben.“ © Thomas Ratjen
Joseph: „Als ich nach Deutschland kam, suchte ich von Anfang an Kontakt zu Deutschen, um die Sprache zu lernen und mich mit der Kultur vertraut zu machen. Heimat geben mir die vielen aufgeschlossenen Menschen, mit denen ich hier Freundschaft geschlossen habe. Auch mein Beruf ist Heimat und Erfüllung für mich, ich mache eine Ausbildung zum Bäcker.“ © Thomas Ratjen
Annette: „Ich fühle mich lebendig und glücklich, wenn ich für meine Lieben gesund und bunt kochen, mit den Hunden in den Wald gehen, Pflanzen, Schmetterlinge und andere Tiere im Garten und der Natur beobachten kann. Ich träume davon, Großmutter zu werden und dass dann meinen Enkeln in unserer Heimat auch noch ein Leben unter solch großartigen Bedingungen möglich ist.“ © Thomas Ratjen
Rahim: „In meinem Herkunftsland gibt es viel Korruption und Unrecht. Heimat vergleiche ich für mich mit einer bedrohten Tierart, es braucht den Einsatz und das Engagement aller Menschen, um gemeinsam die Welt lebenswert zu machen. Heimat ist für mich ein Ort, an dem ich sicher und in Frieden leben kann, an dem ich arbeiten kann und eine Zukunftsperspektive habe.“
© Thomas Ratjen
Blessing: „Heimat bedeutet mir alles und ist sehr wichtig für mich. Heimat ist, wo ich mich sicher fühlen kann, wo Familie und liebe Menschen um mich sind. Wo eine Vertrautheit mit den Menschen besteht, wo man sich einfach gut kennt und ohne große Mühe zusammenlebt. Ich arbeite als Pflegehelferin in einer Seniorenresidenz, auch der Umgang mit den alten Menschen gibt mir ein Gefühl von Heimat.“
© Thomas Ratjen
Nader: „Ich entstamme einer Familie von bereits in dritter Generation Heimatvertriebenen. Den Wunsch nach echter Heimat trage ich immer als eine vage Sehnsucht in mir. Ich habe einen Job in der Druckindustrie und einen Tag pro Woche engagiere ich mich ehrenamtlich in einem Seniorenheim. Die Freundschaft und Dankbarkeit der alten Menschen geben mir Sinn und ein Gefühl von Zugehörigkeit.“
© Thomas Ratjen
Omar: „Heimat ist für mich nicht mit einem Land oder einer speziellen Kultur verbunden. Ich liebe die Menschen und fühle mich zu Hause, wenn ich in Freundschaft und Frieden von guten Menschen umgeben bin. Ich lebe mit meiner Partnerin und meiner kleinen Tochter zusammen. Für sie da zu sein, macht mich glücklich.“ © Thomas Ratjen
Jafaar: „Heimat ist für mich dort, wo ich mich sicher fühlen und in Freiheit leben kann. Ich kann hier aus meiner Wohnung hinaus auf die Straße treten und muss keine Angst haben, dass mir Gewalt angetan wird. Heimat bedeutet für mich auch, Freunde zu haben, mit denen ich gut reden kann. Ich bin Facharbeiter, Sanitärinstallateur, die Kolleg*innen im Betrieb geben mir das Gefühl, zu Hause zu sein.“ © Thomas Ratjen

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